Zweiter Weltkrieg (1939-1945)

Erläuterung:
Die nach dem Erstem Weltkrieg getroffenen Friedensregelungen führten nicht die in allen Ländern erhoffte politische und wirtschaftliche Stabilität herbei. Aufgrund der schweren Belastungen durch den Versailler Vertrag versuchte Deutschland von Beginn an, auf diplomatischem Weg Erleichterungen herbeizuführen und erzielte auch gewisse Erfolge.
Doch mit Beginn der 1930er Jahre gewannen in Deutschland, Italien und Japan, den Verlierern des Weltkriegs, politische Gruppen entscheidenden Einfluß, deren politisch-ökonomische Zielsetzungen grundsätzlich anders gelagert waren. Sie verfolgten nicht länger das ursprüngliche Ziel der friedlichen Revision auf Grundlage des Status quo von 1919/20, sondern stellten ihre imperialistischen Bestrebungen in den Mittelpunkt ihrer Außenpolitik. Aufgrund der Ansicht im Wettlauf der Nationen um Kolonienbesitz und Einflußsphären zu kurz gekommen zu sein, entwickelten sie einen Expansionsdrang, der die ohnehin unsichere weltpolitische Situation weiter destabilisierte.
Japan besetzte 1931 die Mandschurei und führte 1937 Krieg gegen China, Italien eroberte 1935/36 Äthiopien und annektierte 1939 Albanien.
Das nationalsozialistische Deutschland verfolgte die außenpolitische und militärische Gleichstellung mit den ehemaligen Siegermächten durch ein Wechselspiel von Verständigung und der eigenmächtigen Schaffung vollendeter Tatsachen: Aufrüstung seit 1934, Austritt aus der Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund, 1935 Rückgliederung des Saarlands, ebenfalls 1935 Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, 1936 Einmarsch in die entmilitarisierten Rheinlande, Unterstützung der Nationalisten im Spanischen Bürgerkrieg 1938 und noch im gleichen Jahr der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich sowie die Eingliederung des Sudetenlands.
Das Ziel der nationalsozialistischen Außenpolitik, nämlich die Gewinnung von „Lebensraum“ für das deutsche Volk im Osten, durch militärische wie wirtschaftliche Aufrüstung wurde nun klar erkennbar. Nach Hitlers Vorstellungen sollte Deutschland nach einem Sieg über Frankreich die beherrschende Kontinentalmacht in Europa werden, gesichert durch Bündnisse mit Italien und Großbritannien, das durch einen deutschen Verzicht auf außereuropäische Wirtschaftsexpansion und Kolonialpolitik beruhigt werden sollte. Die Gegenmaßnahmen der europäischen Grossmächte blieben wirkungslos. Großbritannien, unterstützt durch Frankreich, versuchte den Frieden durch Zugeständnisse an Deutschland und Italien zu bewahren. Doch Chamberlains Appeasement-Politik endete mit der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren im März 1939. Polen, das die seit Oktober 1938 wiederholt vorgetragene Forderung Hitlers nach Rückkehr Danzigs zum Deutschen Reich abgelehnt hatte, vertraute zwar auf seine eigene Stärke, unterzeichnete aber dennoch am 31. März 1939 ein Garantie-Abkommen mit Grossbritannien. Die Sowjetunion, die anfangs mit Frankreich und Grossbritannien über ein Beistandsabkommen für die kleineren europäischen Staaten verhandelt hatte, unterzeichnete am 23. August 1939 den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt, der die Teilung Polens zwischen den beiden Mächten regelte.
Im Wissen um den momentanen deutschen Rüstungsvorsprung befahl Hitler überfallartige, regional begrenzte und kurze Feldzüge. Sie sollten Stellungskriege und Materialschlachten vermeiden und so die Überlegenheit der Alliierten an Menschen und Material nicht zum Tragen kommen lassen.
Am 1. September 1939 begann der Krieg mit einem fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz. Gleichzeitig mit dem deutschen Angriff auf Polen besetzten sowjetrussischen Truppen Ostpolen. Im September 1939 schlossen Deutschland und die Sowjetunion einen Grenz- und Freundschaftsvertrag. Während deutsche Truppen im April 1940 Dänemark und Norwegen besetzten und so den Engländern zuvorkamen, werden im Mai/Juni 1940 die neutralen Länder Belgien, Niederlande und Luxemburg überrannt und Frankreich zur Kapitulation gezwungen („Blitzkriege“). Gleichzeitig annektierte die Sowjetunion Estland, Lettland, Litauen, Bessarabien und die Nordbukowina. Italien tritt an der Seite Deutschlands in den Krieg ein; Ungarn, Rumänien, die Slowakei, Bulgarien und Kroatien erklärten ihren Beitritt zum faschistischen Bündnissystem. Im „Dreimächtepakt“ anerkannte Japan im September 1940 „die Führung Deutschlands und Italiens bei der Schaffung einer neuen Ordnung Europas“, während umgekehrt „die Führung Japans bei der Schaffung einer neuen Ordnung im großasiatischen Raum“ respektiert wurde. Alle drei Staaten verpflichteten sich zu gegenseitigem Beistand, wenn einer von ihnen von einer Macht angegriffen wurde, die noch nicht in den Konflikt verwickelt ist. Die für das zweite Halbjahr geplante Landung deutscher Truppen in England wurde aufgegeben, die „Luftschlacht um England“ brachte der deutschen Luftwaffe große Verluste. Im Winterkrieg 1940/41 besiegte und besetzte die Rote Armee Finnland. Der deutsche Balkanfeldzug endete 1941 mit Siegen über Jugoslawien und Griechenland. Die dort stationierten englischen Truppen zogen sich zurück. Ein deutsches Expeditionskorps trifft in Nordafrika ein. Nach Weisung Hitlers an die deutsche Wehrmacht vom 08.12.1940 „auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen“, erfolgte der deutsche Angriff auf den bisherigen Vertragspartner erst am 22.06.1941. Im November kam der deutsche Vormarsch in Sichtweite Moskaus zum Stehen. In dem nun beginnenden Winterkrieg führte die Rote Armee erste erfolgreiche Gegenoffensiven durch. Im Frühjahr/Sommer 1942 versuchte die deutsche Wehrmacht durch offensives Ausweichen nach Südosten (Kaukasus) neue Rohstoffquellen zu erschliessen. Die Offensive des deutschen Afrikakorps kam wegen Nachschub- und Versorgungsschwierigkeiten (Treibstoffmangel) bei El Alamein zum Erliegen. Im Kampf um Stalingrad erleidete die deutsche Wehrmacht im Februar 1943 eine vernichtende Niederlage: eine ganze Armee (300.000 Soldaten) wurde eingeschlossen. Seit 1941 unterstützten die USA zunächst England, dann auch die Sowjetunion mit kriegswichtigen Gütern (Leih- und Pachtgesetz). Nach dem japanischen Überfall auf die amerikanische Flotte in Pearl Habor (Hawaii) traten die USA in den Krieg gegen Deutschland, Italien und Japan ein. Im Januar landeten alliierte Truppen in Nordafrika. Auf der Konferenz in Casablanca (Marokko) schloss sich der britische Premierminister Churchill der Forderung des amerikanischen Präsidenten Roosevelt nach „bedingungsloser Kapitulation“ des Feindes an. Deutschland reagierte mit der Erklärung des „totalen Krieges“. Nach der Kapitulation des deutsch-italienischen Afrikakorps und der Landung alliierter Truppen auf Sizilien schloss Italien mit den Westmächten einen Waffenstillstand. Während 1943 die Rote Armee unaufhaltsam nach Westen vordrang, landeten alliierte Truppen im Juni 1944 (D-Day) an der Kanalküste in Nordfrankreich. Durch ihre materielle Überlegenheit konnte die amerikanische und englische Luftwaffe sogar Tagangriffe fliegen. Ziele sind nicht nur kriegswichtige Anlagen, sondern nun auch dicht bewohnte Stadtgebiete und Flüchtlingstrecks, die vor der Roten Armee nach Westen fliehen (Dresden Februar 1945).
Nach Italien schlossen sich Bulgarien, Rumänien, Finnland und Ungarn dem Krieg der Alliierten gegen Deutschland an. Im Februar 1945 wurden die Gespräche von Teheran (Nov./Dez. 1943) zwischen Roosevelt, Churchill und Stalin in Jalta auf der Krim fortgesetzt. Am 2. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht in Italien, danach in Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Nordwestdeutschland. Am 7./8. Mai 1945 unterschrieben deutsche Generäle in Reims und Berlin die bedingungslose Kapitulation, die am 9. Mai 1945 in Kraft tritt. Hitler hatte sich am 30. April im Bunker unter der Reichskanzlei in Berlin das Leben genommen, die Regierung seines Nachfolgers Dönitz, die nach Schleswig-Holstein ausgewichen war, wurde aufgelöst.
Nach dem Abwurf amerikanischer Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki (06./09.08.1945) brachte die bedingungslose Kapitulation Japans das Ende des verlustreichen Krieges im Pazifik am 02.09.1945.

Der Zweite Weltkrieg richtete furchtbare Verheerungen an. Von 110 Millionen Soldaten fielen 27 Millionen, 25 Millionen Zivilisten starben (darunter ca. 6 Millionen Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns), 3 Millionen Menschen blieben vermisst. Am schwersten betroffen war die Sowjetunion mit allein 20 Millionen Toten, China verlor wenigstens 10 Millionen Menschen, Deutschland 4,8 Millionen, Polen 5,8 Millionen, Japan 2 Millionen, Jugoslawien 1,7 Millionen, Frankreich 600.000, Grossbritannien 400.000 und die USA 300.000 Menschen (weitere 2,5 Millionen durch Flucht, Vertreibung und Verschleppung als unmittelbare Folge des Krieges).
Literatur:
Friedemann Bedürftig: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg. Das Lexikon. München: Piper, 2004. ISBN: 3-492-24256-1

Simon Adams: Der Zweite Weltkrieg: Fakten, Bilder, Hintergründe. Hildesheim: Gerstenberg, 2003. ISBN: 3-8067-4534-X
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