Melodram

Info:
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Melodram“ Theaterstücke, die ihr Gewicht mehr auf Handlung und Geschehen verlagerten statt auf ausgefeilte Charakter oder die Motivation der Protagonisten. Diese Stücke sind im allgemeinen simpel aufgebaut und zielen eher auf die Gefühle denn auf den Geist. Moral werden dabei reduziert auf einen einfachen Kampf zwischen guten und bösen Menschen. Ein Happy End zeichnet sich fast immer ab, Mut wird dabei stets belohnt.
Das melodramatische Theater des 19. Und frühen 20. Jahrhunderts hatten dabei einen großen Einfluss auf die frühen Stummfilme, etwa den Filmen von David Wark Griffith, obwohl ausgefeilte Filmtechnik und gute schauspielerische Leistungen diese Werke über das sonstige Level des simplen Melodrams heben (z.B. in „Way Down East“ von 1920, nach einer Vorlage von Lottie Blair Parker).
Zeitgenössische Feministinnen und Wissenschaftler erkennen das Genre als eine kinogemäße Reflektion auf die persönlichen und sozialen Probleme von Frauen, die in einer sehr gefühlsbetonten Weise untersucht werden. So etwa in „Stella Dallas“, in dem Barbara Stanwyck alles für ihre Tochter opfert (1937; Regie: King Vidor). Diese Filme werden gesehen als Darstellung von Widersprüchen und Problemen von Frauen in der modernen Gesellschaft.

(Aus: Ira Konigsberg: „The Complete Film Dictionary.“ Second Edition. New York, London: Bloomsbury, 1997)
Literatur:
Michael Hays (Hrsg.): Melodram: The cultural emergence of a genre. Basingstoke, Hampshire: Macmillan, 1996. ISBN: 0-333-65417-X

Jacqueline Susan Bratton (Hrsg.): Melodram: Stage, picture, screen. London: BFI Publishing, 1994. ISBN: 0-85170-437-9
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