"Wir haben doch nichts getan..." - Der Völkermord an den Sinti und Roma

Originaltitel:
"Wir haben doch nichts getan..." - Der Völkermord an den Sinti und Roma
Produktionsland / Jahr:
Originallänge:
30 min. , Farbe
Uraufführung:
24 January 2007, ARD
Literarische Vorlage:
Buch:
Produzent:
Kamera:
Schnitt:
Musik:
Darsteller (Rolle):
Weitere Personen:
Zusammenfassung:
In dieser Dokumentation berichten Zeizeugen über die Verfolgung der Sinti und Roma.

Einer von ihnen ist Hugo Höllenreiner, der 1933 in München geboren wurde. Sein Vater war Wehrmachtsoldat, seine Schweter stolzes Mitglied des BDM. Alles ändert sich jedoch als die Familie 1941 ins "Zigeunerlager" nach Auschwitz-Birkenau deportiert wird. Hugo erlebt dort viele Schrecken, doch der Zusammenhalt der Familie hilft ihm zu überleben. Im Sommer werden sie weitertransportiert nach Bergen-Belsen. Auf dem Weg dorthin werden seine Mutter und seine Tante zwangssterilisiert und sein Vater entkommt in Sachsenhausen nur knapp dem Tod. Im April 1945 werden Höllenreiners dann endlich von britischen Soldaten befreit.
Hugo Höllenreiner hat lange gebraucht, um über Erlebnisse sprechen zu können. Heute berichtet er als Zeitzeuge vor Schulklassen, um zu vermitteln, was es bedeutet, das Opfer von Rassismus zu sein.

Sein Cousin Mano Höllenreiner hatte ein ähnlich schreckliches Schicksal. Auch seine Familie kommt 1943 nach Auschwitz und er wird ein Versuchsopfer von Mengele. Er kommt in Ravensbrück ins Männerlager, wo er nach Kriegsende halbverhungert befreit wird. Er ist traumatisiert und wagt zunächst nicht Name und Adresse zu nennen und seine Spur verliert sich für mehrere Jahre, bevor er in Frankreich gefunfden und zurück nach München gebracht wird.

Hildegard Franz, gebürtig aus Tübingen und aufgewachsen in Ravensburg, kommt nach einer "rassenbiologischen" Untersuchung 1936 in ein eigens für Sinti errichtetes Lager. 1943 wird Hildegard Franz mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Sie selbst ist verheiratet und hat drei kleine Töchter. Ihr Mann wird ermordet und sie muss Zwangsarbeit leisten. Auf einem Todesmarsch wird sie in Thüringen von den Amerikanern befreit.

Die 1928 geborene Helene Winterstein wächst in Düsseldorf auf, wo sie nach der Machtübernahme der Nazis im Zwangslager Höhenweg lebt.1940 erfolgt die Deportation nach Polen. Zunächst werden sie auf einem Bauernhof untergebracht doch schon bald muss Helene Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik leisten. Später wird die Familie nach Ravensbrück verschleppt und die Frauen weiter nach Bergen-Belsen. Ihre Großmutter und ihre kranke Mutter überleben die Befreiung nur um eine kurze Zeit.

Lily van Angeren-Franz lebte mit sechs Geschwistern und den Eltern in einem Wohnwagen: im Winter auf einem festen Stellplatz bei Hildesheim, im Sommer auf Reisen. Der Vater machte Musik und die Mutter handelte mit Lurzwaren. Lily wurde 1924 geboren und ihre Kindheit war glücklich. 1938 wird der Vater verhaftet und die Familie wird über seinen Verbleib nicht informiert. Lily muss die Schule verlassen und wird 1943 ebenfalls verhaftet und nach Auschwitz gebracht, wo sie Lagerschreiberin wird. 1944 kommt sie nach Ravensbrück und dann in eine Munitionsfabrik. Auf dem Todesmarsch kann sie mit drei Freundinnen fliehen und kommt in ein Lager , wo sie für das Rote Kreuz arbeitet. Nach Jahren findet sie schließlich auch ihren Vater und eine ihrer Schwestern wieder. Der Rest der Familie wurde in Auschwitz ermordet. Bis heute lebt Lily van Angeren-Franz in Holland.

Diese sechs Schicksale stehen für alle Opfer dieser Zeit, deren Zahl man bis heute nur schätzen kann. Man geht von bis zu 500.000 Sinti und Roma aus, die während des Naziregimes ermordet wurden oder an Auszehrung und Seuchen starben.


Literatur:
Anja Tuckermann. "Denk nicht, wir bleiben hier!" - Die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner. München: Carl Hanser Verlag, 2005.

Michael Zimmermann. Rassenutopie und Genozid - Die nationalsozialistische "Lösung der Zigeunerfrage". Hamburg: Christians Verlag, 1996.
Bemerkungen:
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